Viele Innovationen beim Landeslehrgang in Rosenheim

 

Mike Lenzer und Andi Kaufmann vom Ju-Jutsu Rosenheim e.V. griffen in einer kurzen Theorieeinheit wichtige Themen wie typisches Angriffsverhalten und mögliche Gegenmaßnahmen auf. An die Wand geklebte,  plakative Schlagwortkarten zeigten welche Module zu einer wirksamen Verteidigung gehören. Dieser Baukasten an Modulen füllte sich im Lauf des Lehrgangs immer mehr.

Dann brachten die beiden die Teilnehmer in der rammelvollen Turnhalle schnell auf Betriebstemperatur. Beim Spiel „Fleischfresser“ gegen „Pflanzenfresser“ trieben mit Schwimmnudeln bewaffnete Angreifer die Verteidiger kreuz und quer durch die Halle. Dieses ungewöhnliche aber ideale Trainingsgerät schult die Wachsamkeit und das offene „Radar“ der Verteidiger. Mike betone die Wichtigkeit der Verteidigungsstellung mit offenen Händen, die nicht nur weniger aggressiv auf Außenstehende wirkt, als die Kampfstellung mit geballten Fäusten, sondern auch viele taktische Vorteile bietet. Nach diesem Modul „eigene Strukturen aufbauen“ folgten einfache Blocks mit Störtechniken gegen Mehrfachangriffe, Training mit Pratzen im Stand und explosive Gegenangriffe. Wie wichtig diese „kontrollierte Aggresssion“ ist zeigte Mike anschaulich an drei Bildern: Mike Tyson als Beispiel für unkontrollierte Aggression, die selbst vor Ohrbissen nicht halt macht, Aikidogründer Meister Morihei Ueschiba als Extrem der völligen Kontrolle, und das Idealbild in der Mitte (siehe Fotos).

 

Als „Opfer“ im Kreis gegen 6-8 mit Pratzen zuschlagende Gegner wurde dann die Qualität der eigenen Passivblöcke getestet, angereichert mit kurzen Gegenattacken nach akustischen Kommandos. Spielerisch wurde hier auch der Einsatz von Hilfsgegenständen zur Verteidigung geübt.

 

Nachdem auch das richtige Aufstehen aus der Bodenlage trainiert wurde – Cotrainer Andi Kaufman hat jetzt sicher einige blaue Flecken an Oberschenkel und Bauch von den Quetsch-Griffen während des Aufstehens nah am Gegner– mussten alle Teilnehmer einen abschließenden Stresstest bestehen. Im „Kreis der Verdammnis“ durften sich die Teilnehmer gegen 6-8 schlagende und kickende Angreifer im Stand und am Boden wehren ohne dabei die Übersicht verlieren.

 

Ein toller Lehrgang endete mit viel Applaus für Mike und sein innovatives Training: ganz ohne Gi und ohne Matten dafür aber mit umso mehr „Stress“!

 

Stefan Wörnle