Eindrücke vom Lehrgang "Ju-Jutsu meets Taekwondo"

Im Kampfsportverein Unterwössen (KSV) spielt der Blick über den Ju-Jutsu-Tellerrand hinaus schon seit der Gründung vor 30 Jahren immer eine wichtige Rolle.

 

 

Am Samstag, den 23. Juli 2016 fand deshalb beim KSV ein beeindruckender Vereinslehrgang unter dem Motto  "Taekwondo meets Ju-Jutsu" statt. KSV-Mitglied Dr. Frank Dueren, 3. Kyu Ju Jutsu, 3. Dan Taekwondo sowie Verbandsarzt der Deutschen und Bayerischen Taekwondo Union, feierte sein 30jähriges Kampfsport-Jubiläum und hat seine Taekwondo-Vereinskollegen aus Karlsfeld und Memmingen nach Unterwössen eingeladen. Ziel war Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Kampfsportarten auszuloten.

 

 

Frank übernahm selbst das Aufwärmen. Jürgen Kohler, 6. DAN Taekwondo zeigte wie man richtig kickt. Dass dabei der Stand, die Oberkörperhaltung und die Lockerheit im Beim entscheidend sind, wurde allen schnell klar.

 

 

Matthias Merkle, 1. DAN Gonkwon Yusul und 2. DAN Taekwondo lehrte in seiner Einheit Kickboxtechniken gegen Pratzen und schweißtreibenden Bodenkampf. Gonkwon Yusul ist eine koreanische Form der Mixed Martial Arts, die allen sehr viel Spaß machte.

 

 

Dr. Hellmut Münch, 4. Dan Ju-Jutsu, zeigte realistische, einfache SV-Techniken, wie sie sich auch in der Frauen-SV bewährt haben. Durch Körpersprache und Stimme müsse man schnell aus der Opferrolle ausbrechen und den Plan des Angreifers durchkreuzen.

 

 

Uwe Neumann, 6. DAN Taekwondo, zeigte Selbstverteidigungstechniken aus dem Taekwondo. „Wir arbeiten natürlich viel mit den Beinen“ erklärte er. Kein Wunder also, dass auch während eines Kipphandhebels gekickt wird und eine Mischung aus Außensichel und Fußtritt rückwärts den Angreifer blitzschnell von den Beinen holt.

 

 

Burkhard Küfner, 3. Dan Ju Jutsu, vermittelte wie gewohnt brillante Techniken aus dem Aikido, wie zum Beispiel Kipphandhebel, Körperrückstoß und kleiner Eingangswurf.

 

Eine kurze Einheit Koordinationstraining mit zwei Stöcken unter der Leitung von Stefan Wörnle, 3. Dan Ju Jutsu, schlossen den Vereinslehrgang ab.

 

 

Nach sechs Stunden Training endete ein gelungenes Treffen der verschiedenen Kampfstile in Unterwössen mit vielen Aha-Erlebnissen für die Teilnehmer.

 

 

Gelb, Grün und Blau

Wie jedes Jahr veranstaltete der Kampfsportverein Unterwössen auch dieses Jahr wieder traditionell eine Ju-Jutsu-Gürtelprüfung. 2016 war sie aus zwei Gründen etwas Besonderes:

 

1.      Dieses Jahr feiert der KSV sein 30-jähriges Bestehen. Deshalb musste die Prüfung auf den Anfang Juli vorverlegt werden. Leider führte das dazu, dass zwei hoffnungsvolle Jugendliche nicht daran teilnehmen konnten, weil sie sich die Strapazen der Vorbereitung nicht zutrauten. Der Termin fiel in die Zeit des Ramadan, wo von gläubigen Moslems tagsüber nichts gegessen und getrunken werden darf. Schade, sie wären eine Bereicherung gewesen. Aber vielleicht das nächste Mal!?

 

2.      Für die Prüfung ab dem Blaugurt ist immer ein zweiter Prüfer erforderlich, der nicht aus dem eigenen Verein stammen darf. Wegen des anstehende Jubiläums und der intensiven Bemühungen Hellmuts erklärte sich der amtierende Landes-Prüfungs-Referent Hans Sperl (5. Dan JJ und zusätzlich Danträger des philippinischen Arnis/Kali/Escrima) dazu bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Welch eine Ehre für den KSV!

 

Viele Zuschauer hatten sich in der mit Fahnen und den KSV- Internet-Auftritten schön geschmückten Halle eingefunden, um den Vorführungen zuzusehen.

Dieses Jahr war wieder der zweite Cheftrainer des KSV (Burkhard Küfner, 3. Dan JJ) an der Reihe, als Prüfer zu wirken. Da aber Burkhard wie auch Hans erst später erscheinen konnten, übernahm Dr. Hellmut Münch (erster Cheftrainer, 4. Dan JJ) ab 16:30 Uhr die Prüfung der Kleinen, die bis maximal dem gelben Gürtel geprüft wurden.

 

Für etliche von ihnen war dies die allererste Prüfung vor den versammelten Zuschauern, was für einige Aufregung und Nervosität sorgte. Hellmut bescheinigte jedoch allen gute bis sehr gute Leistungen, so dass zum Schluss sichtlich erleichtert alle bestanden hatten und ihre Urkunden mit der neuen Graduierung entgegennehmen konnten. Diese Übergabe wurde für die „Minis“ vorgezogen, damit sie nicht bis zum Ende der noch folgenden Prüfung warten mussten.

 

Nachdem Hans und Burkhard eingetroffen waren, konnte die Erwachsenenprüfung beginnen. Es war gegen 18:30 Uhr. Leider musste ein Prüfling kurzfristig absagen, weil er sich beim Paragliding kurz vorher die Schulter ausgekugelt hat. Er wollte eigentlich zum Braungurt antreten und hatte wochenlang intensiv trainiert. Aber wie das Leben halt so spielt …

 

Als einziges Mädchen unterzog sich Rebecca Kellermann ihrer ersten Prüfung zum Gelbgurt. Am anfangs etwas zögerlichen und zurückhaltenden Kiai (dem Kampfschrei) zeigte sich ihre Nervosität. Aber ganz unnötigerweise! Sie war sehr gut vorbereitet, zeigte in allen gezeigten Techniken ihr Können auf hohem Niveau und bestand den Test souverän.

 

Zum Grüngurt traten zwei gestandene Männer an: Dr. Frank Düren (3. Dan Taekwondo, Verbandarzt der DTU, Orthopäde in Grassau) und Dirk Haase (3. Dan Karate, Hotelchef auf dem Adersberg).

 

Trotz des schon erheblich erweiterten Programms gegenüber vorher zeigten auch sie überzeugende Leistungen, die dem KSV alle Ehre machten.

 

Zum Blaugurt traten diesmal vier Kandidaten an: Dr. Thomas Behr (Arzt in Reit im Winkl) als Ältester, Felix Färbinger, Maxi König und Jannick Künast als Jugendliche. Hier geht es schon in Richtung realistische Selbstverteidigung, was sich in den Prüfungsfächern „Weiterführung“ und „Gegentechniken“ manifestiert. Hier fängt das Ju-Jutsu eigentlich erst richtig an. Auch die möglichst realistische Abwehr und Anwendung von Waffen wie Stöcke und Ketten gilt es zu zeigen.

 

Bis kurz nach 21:00 Uhr wurden die vier von Burkhard und Hans intensiv geprüft, bis dann unumstößlich feststand: alle Prüflinge haben bestanden. Und das nicht nur mit den geforderten Minimalleistungen, sondern auf einem Niveau, welches Hans zu höchstem Lob bewegte und dazu führte, dass mehrmals die Traumnote „5 Punkte für fehlerfreie Ausführung“ vergeben werden konnte!

 

Hans zeigte sich besonders beeindruckt von den Vorführungen „Weiterführung“ und „Gegentechniken“, weil speziell in diesen Fächern oftmals sehr große Probleme nicht nur bei den Prüflingen, sondern auch für die Prüfer auftritt. Hier konnte der KSV seine ganze Qualität zeigen.

 

Deshalb betonte Hans bei der Abschlussbesprechung auch seinen Dank an die Trainer des KSV, die für diese Leistungen mit verantwortlich zeichnen. Auch die Trainer Hellmut, Burkhard und Sascha beglückwünschten die Teilnehmer zu ihrer bestandenen Prüfung.

 

Obwohl ein Vergleich der verschiedenen Graduierungen natürlich immer problematisch ist, soll es trotzdem erwähnt werden: Prüfungsbester mit der höchsten Punktzahl war Maxi König, der sich in keinem Punkt auch nur die kleinste Schwäche leistete. Aber auch der „Alte“ in der Gruppe stand den jungen um nichts nach!

 

Zum Ausklang traf man sich in Marquartstein in der Alten Post. Bei Speis und Trank ergaben sich viele interessante und informative Gespräche untereinander und mit Hans. Da der KSV eingeladen hatte, übernahm der Verein auch alle anfallenden Kosten.

 

So können sich die aktiven Mitglieder des KSV der kommenden Events widmen. Dazu zählen ein geplanter Eltern/Kind-SV-Kurs Ende Juli wie auch das Highlight, die Kampfsport-Gala am 29.10.2016 anlässlich des erwähnten Jubiläums.

 

Übrigens: Auch Hans Sperl hat seine Mitwirkung mit seiner Vorführgruppe aus Oberhaching (seinem Heimatverein) zugesagt. Es wird dem Achental also dieses Jahr noch einiges geboten werden.

 

Burkhard Küfner